Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

81 страница из 101

Es mag an einer Reihe von Dichtungen, die man gewöhnlich als "Balladen" bezeichnet, die Probe gemacht werden.

Überall, wo in einem solchen Gedicht eine eigentliche Handlung dargestellt wird, lässt sich das Moment der entscheidenden, bewussten Willensäußerung als ihr Gipfelpunkt in ein Wort zusammenfassen; man darf den betreffenden Vers nur zitieren, um die Summe der Handlung zu ziehen. So z. B. "Da setzt' ihn der Graf auf sein ritterlich Pferd"; "Hier bin Ich, für den er gebürget"; "Da treibt's ihn den köstlichen Preis zu erwerben"; "Still legt er von sich das Gewand"; "Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht"; "Dem Zöllner werd' euer Geld zu teil"; "Er wirft sein Schwert, das blitzend des Jünglings Brust durchdringt"; die Beispiele lassen sich beliebig vermehren.

Hier überall ist entschieden epischer Charakter; alle diese Gedichte enthalten die Nachahmung wirklicher Handlung.

Nun aber versuche man dasselbe Verfahren bei der echten Volks- Ballade, oder man stelle die Goetheschen Balladen auf dieselbe Probe!

Правообладателям