Читать книгу Flügel auf! онлайн

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„Denken Sie sich, ich kenne meine Korrespondentin bis zur Stunde nicht,“ sagte er zutraulich. „Aber ich werde sie kennen lernen, und dann soll sie mir büßen für alle diese Wochen,“ setzte er übermütigen Tones hinzu. Ihr verwunderter, verlegener Blick machte ihn lächeln. „Wenn Sie eine Tochter hätten, könnte sie Ihre Tochter sein.“ Er überraschte sich selbst mit diesem Einfall; irgendeine plötzliche Kombination, deren Glieder ihm selber dunkel waren, hatte sich da vollzogen. Von der Doktorin hatte er nur einen unbestimmten Laut als Erwiderung gehört. „Ich habe Sie doch nicht beleidigt?“ sagte er lebhaft nach einer Pause. „Sie brauchten sich wahrhaftig nicht zu schämen, wenn Sie solche Tochter hätten, oder finden Sie, dass eine Dame überhaupt nicht comme il faut ist, wenn sie an einen Mann schreibt?“ Er beugte sich neugierig vor, um ihre Antwort zu hören; sie blickte nicht von ihrer Handarbeit auf, er fand sie blass und erschöpft aussehen und schloss aus ihrer Einsilbigkeit, dass er sich empfehlen solle. „Ich glaube, die Frauen und Mädchen sind furchtbar engherzig gegen ihre eigenen Geschlechtsgenossinnen,“ bemerkte er etwas hochfahrend, während er aufstand, „ich wette, Sie denken nichts Gutes von meiner armen Unbekannten.“ Er erschrak, als er ihre Augen feucht werden sah. „So böse war’s nicht gemeint! Ich kenne doch Ihre Nachsicht. Ich soll Ihnen übrigens einen respektvollen Gruß von Mordtmann sagen, das bewusste Kleidungstück bewähre sich ausgezeichnet, und ich vermute, wenn er wieder einmal ein Paar alte Hosen gegen neue los werden möchte, beglückt er uns mit seinem Besuch.“ So gingen sie lächelnd auseinander.


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