Читать книгу Sportpädagogik. Eine Grundlegung онлайн

74 страница из 112

Die nach 1945 eher skeptische Einstellung der Universitäten gegenüber der Einrichtung eigener wissenschaftlicher Fächer des Gegenstandsbereichs Leibesübungen und Sport änderte sich zu der Zeit, als sich in einigen akademischen Fachdisziplinen die Einsicht verbreitete, dass es angebracht und nützlich sein könnte, einem wachsenden gesellschaftlichen und alltagskulturellen Phänomen wie dem Sport mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Es handelte sich dabei meistens um die erziehungswissenschaftlichen, pädagogischen oder auch philosophischen Fakultäten, wie bspw. in Tübingen, wo 1969 in der Philosophischen Fakultät und auf Initiative des Faches Pädagogik einer der ersten Lehrstühle für die Theorie der Leibeserziehung eingerichtet wurde. Umgekehrt setzte sich auf Seiten des Sports die Auffassung durch, dass wissenschaftliche Disziplinen bei der Lösung mancher Probleme des Sports hilfreich sein können. Dazu gehörten auch Fragen des systematisch angeleiteten Trainings von Athlet*innen.

Man kann die daraus resultierenden Änderungen als Verwissenschaftlichung des Sports bezeichnen, der sich mittlerweile zu einem Massenphänomen und zu einem unübersehbaren Teil kulturellen und gesellschaftlichen Lebens und damit der Alltagspraxis vieler Menschen entwickelte. Zudem standen zu der Zeit die Olympischen Spiele 1972 in München vor der Tür. Die politische Instrumentalisierung des Sports in Verbindung mit den Ost-West-Auseinandersetzungen führte dazu, dass dabei auch die Ressourcen der Sportwissenschaft genutzt werden sollten. Neben dem Leistungssport gewann der Breitensport an Bedeutung, wobei vor allem die gesundheitlichen Möglichkeiten des Sports umgesetzt werden sollten. Der Sport, seine Akteure und seine Settings wurden zunehmend als Untersuchungsgegenstand auch von zuvor eher zurückhaltenden Wissenschaften akzeptiert.


Правообладателям