Читать книгу Thomas Dekker. Unter Profis онлайн

37 страница из 48

Ich stelle meinen Koffer ab, ziehe meine Hose runter und setze mich aufs Bett. Und ich versuche, mich auf das nackte Fleisch und das Stöhnen zu konzentrieren. Wenn dies ein Test ist, möchte ich nicht durchfallen. Ich mache mit.

Was muss, das muss.

Ein paar Tage später bekomme ich abends nach einer Etappe meine erste Injektion vom Teamarzt. Geert Leinders heißt der Mann, ein Belgier. Er arbeitet seit Jahren für Rabobank. Er ist ein kluger, zurückhaltender Mann, der mir in aller Ruhe erklärt, was er mir injizieren wird. Actovegin, ein Kälberblut-Extrakt. Es steht nicht auf der Dopingliste. Es enthält Aminosäuren zur Regeneration. Leinders fragt mich, ob ich seine Ausführungen verstanden habe. »Klar«, sage ich. Ehrlich gesagt finde ich es schon heftig, so eine Spritze im Arm zu haben. Es fühlt sich sehr professionell an.

Das Rennen selbst empfinde ich seltsamerweise nicht als sonderlich anders als in der U23. Es gibt mehr starke Fahrer, aber ich werde auch nicht aus den Schuhen gefahren. Im Gegenteil. Auf der zweiten Etappe setzen wir uns an einem Anstieg mit sechs Mann ab. Mein Teamkollege Erik Dekker ist auch mit dabei. Er sagt mir, dass ich mich auf die Bergpunkte konzentrieren solle: »Dann kannst du vielleicht das Bergtrikot übernehmen.« Doch von der Bergwertung will ich gar nichts wissen. Was soll ich mit dem Bergtrikot der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt? Das Einzige, was mich interessiert, ist, diese Etappe zu gewinnen. Und so sprinte ich erst gar nicht mit um die Bergpunkte. Ungefähr zehn Kilometer vor dem Ziel greife ich an. Niemand reagiert – oder niemand kann mehr reagieren; das ist auch möglich. Kurz vor dem Ziel schaue ich mich um: Die Straße, soweit ich sie überblicken kann, ist leer. Ich strecke meine Arme in die Höhe. Aber ich bin nicht euphorisch. Ebenso wenig bin ich überrascht. Ich bin so daran gewöhnt, zu gewinnen, dass es sich ganz normal anfühlt. Abends, am Essenstisch, wird mein Sieg gefeiert. Nicht wirklich überschwänglich, nur ein paar Flaschen Wein, mehr nicht. Erst im Nachhinein wird mir klar, welch besonderes Ereignis dies war, ein junger Fahrer, der gleich in seinem ersten Etappenrennen als stagaire eine Etappe gewinnt. Aber in diesem Moment bin ich noch nicht so weit. Wenn andere mir sagen, dass es etwas Außergewöhnliches ist, zucke ich nur mit den Schultern.

Правообладателям