Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Hier ist für eine dem Geist der griechischen Antike angemessene Deutung anzumerken, dass für das philosophische und aristokratische Denken dieser Zeit arbeiten müssen und Handel treiben kein Privileg oder der »Edelheit« des Menschen angemessener Zustand, sondern eher die Folge eines Verlusts unserer ursprünglichen Unschuld, Bedürfnislosigkeit und Freiheit war. Die unsterblichen Götter selbst genießen, von allem Irdischen, von aller Tätigkeit, Notwendigkeit und Zeit entbunden, ein erhabenes Glück und ewige Ruhe. So hatten die Griechen auch zwei Worte für Zeit. »Kairos« bezeichnete die »göttliche Zeit oder den ewigen Augenblick«, das Gegenwartsbewusstsein – und »Kronos« die profane, säkulare, sequenzielle Zeit des menschlichen Denkens und Ermessens.

Die Moral der Sisyphos-Erzählung impliziert ein Verständnis von Arbeit, das mit dem in der biblischen Erzählung von der Vertreibung aus dem Paradies vergleichbar ist. Dort heißt es nach der Übertretung des göttlichen Gebots, »nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen«: »… und im Schweiße eures Angesichts sollt ihr ab jetzt euer Brot verdienen!« Und damit sind wir beim Fall in den Modus eines dualistischen Erkennens und der daraus folgenden Exilierung aus dem Paradies, aus einer reinen, unschuldigen und leidlosen Schau.

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