Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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König Sisyphos, so geht die Erzählung, war so stark wie zwei Männer, und er war sehr schlau. Sein Name selbst bedeutet »der Schlaue«, und es gelang ihm dank seiner Intelligenz wie gesagt mehrmals, den Gott ­Thanatos zu überlisten und so sein Sterben hinauszuzögern. Und selbst aus dem Hades entfloh er durch einen Trick. Thanatos klagte ihn daraufhin bei den Göttern an; und weil er sich mit seinem Handeln dem göttlichen Gesetz (der Vergänglichkeit) widersetzt hatte, wurde er dazu verdammt, im Schattenreich, im Hades, eine sinnlose Handlung immer wieder aufs Neue zu wiederholen.

Homer erzählt im elften Gesang der Odyssee, wie Odysseus ihn und viele andere Verstorbene sah, nachdem er den Schatten des Jenseits ein großes Totenopfer dargebracht hatte und ihm Einblick gewährt wurde in das unterirdische Reich der Toten: »Auch den Sisyphos sah ich, von schrecklicher Mühe gefoltert einen schweren Felsen mit großer Kraft bewegen. Er stemmt sich dagegen und müht sich mit Händen und Füßen, ihn vom Talgrund den Berg hinauf zu wälzen. Doch hat er ihn auf dem Gipfel, da entfällt ihm die Last, und hurtig, mit Donnergepolter, entrollt ihm der tückische Stein. Und von vorne arbeitet er, stemmt sich dagegen, dass der Angstschweiß seinen Gliedern entströmt und Staub sein Antlitz umwölkt.«

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