Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Das Erkennen der Wahrheit aber ist völlig unpersönlich, denn je weniger man das Geschaute interpretiert, umso unmittelbarer schaut man die Wahrheit.


Es gibt natürlich im Grunde nichts Neues im Wesen und Funktionieren unseres Geistes und auch nichts Neues in der Beschaffenheit eines menschlichen Körpers und der sechs Sinne. Sie waren beide zur Zeit des Buddha und lange davor schon dieselben wie heute.

Als der Buddha am Anfang seines öffentlichen Wirkens einmal gefragt wurde, warum er lehre, antwortete er: »Ich lehre, weil alle Wesen glücklich sein wollen und niemand leiden will.« Als er dann des Weiteren gefragt wurde, was er denn lehre, antwortete er: »Ich lehre, wie die Dinge sind.«

Direkt an die unmittelbare Erfahrung jedes Menschen anknüpfend, lehrte der Buddha zuerst, der »Vergänglichkeit aller Erscheinungen« gewahr zu werden und sich durch direkte, nichturteilende und ruhige Beobachtung von dieser Wahrheit selbst zu überzeugen. Auch lehrte er, sich mit offenem Geist und Herzen des Leidens und der Unzufriedenheit als allgegenwärtig in der täglichen Erfahrung aller Wesen und im eigenen Geist gewahr zu werden und Geburt, Krankheit, Alter und Tod als die natürliche Folge unseres Geborenseins in einem Körper zu ­erkennen. Unser Geborenwerden in einem materiellen Körper erklärte er als eine natürliche Folge unseres Lebensdurstes und unseres Festhaltens an flüchtiger Erscheinung. So legte er die Hand auf den Puls eines jeden Wesens wie ein guter Arzt, und nach der Diagnose des Leidens lehrte er »die Ursachen des Leidens«. Nämlich dass zwar alle Wesen glücklich und gesund sein wollen, aber wegen ihrer offensichtlichen Unvernunft oder Unwissenheit die allesamt vergänglichen Phänomene ihrer Erfahrungswelt festhalten, so als ob sie bleibend wären. Durch diese falsche Annahme und Prämisse geht der Einklang mit der Natur der Dinge verloren, und eine Kette von Fehlwahrnehmungen und falschen Interpretationen entsteht daraus, die unweigerlich zu Leiden und Enttäuschung führen.

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