Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Durch unmittelbare Wahrheitsschau und Selbsterkenntnis, luzide geworden im höchsten Sinn, erkennen wir uns schließlich als immer schon frei von jeder eingebildeten Begrenzung und werden frei von Fehlwahrnehmungen und Traumbefangenheit. Dann sind wir Buddha.

Als Mensch können wir in diesem Leben Buddha werden – aber das Leben ist kurz, und keiner von uns weiß, ob er am morgigen Tag noch lebt, denn gestorben wird in jedem Alter und aus vielen Ursachen. Sicher ist nur, dass wir sterben werden, so wie alle Menschen vor uns und so wie die vielen unserer Bekannten und Verwandten, welche uns in diesem Leben bereits vorausgegangen sind.

»Mache ein stetes Gedenken des Todes zur Richtschnur für all dein Handeln«, so ermahnte der Stoiker Marc Aurel sich selbst. Wenn ein Mensch in der Perspektive seines nahen Todes lebt, dann wird er Wesentliches von Unwesentlichem und Wichtiges von Unwichtigem klarer trennen können.

Wenn wir uns von unnötigen, zerstreuenden Interessen und selbstauf­erlegten Ansprüchen, Wichtigkeiten, Aufgaben und Beschäftigungen befreien können, kann jeder weitere Tag, der uns noch bleibt, eine kostbare Gelegenheit für die bewusste Erzeugung von positiven Impulsen in unserem Geistesstrom und die Übung des Ruhens in nichtkonzeptuellem Gewahrsein sein. Durch diese zwei Aspekte der Geistesschulung – also die heilsame, konzentrierte Anwendung des Denkens und das achtsame Ruhen in der Natur des Geistes – können wir unser künftiges ­Schicksal bleibend zum Positiven hin verändern. Und ist uns ihre Übung so vertraut geworden, dass sie auch im Schlaf weiterwirkt, so wird sie uns sicher auch im Sterben tragen.

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