Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Alles loslassen zu können ist immer die Vorbedingung möglicher Befreiung. Niemand anders kann das für uns übernehmen. Wer jetzt nicht Ruhe geben will, der gibt natürlich auch im Postmortem nicht Ruhe und wird sich deshalb wiederverkörpern, auch wenn wir uns wünschen: »Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe!«

Auch »Phowa« kann nicht gelingen, »die Übertragung des Bewusstseins in einen Buddha-Bereich«, wenn wir noch an irgendetwas haften, so sagen die Meister.


Stellen wir uns also die Frage, was wirklich wichtig ist angesichts des Todes, der uns jederzeit ereilen kann. Wir werden alles zurücklassen müssen; und nur das Gute, das wir in diesem Leben getan haben, und nur die sichere Ausrichtung und die Gelassenheit, Ruhe und Klarheit unseres Geistes, die wir kultiviert haben, können uns dann noch helfen und von größtem Nutzen sein.

In seiner Schrift Von der Kürze des Lebens betonte Seneca, dass man immer eingedenk der Unausweichlichkeit und Nichtvoraussagbarkeit des Todes jeden Tag weise nutzen und in Vorbereitung auf das Sterben leben sollte. Er sah, wie Marc Aurel, Leben und Tod im Licht der Lehren der griechischen Stoa, und deren gesunde und entspannte Haltung gegenüber dem Tod war begründet in ihrer Doktrin der ewigen Wiederkehr, welche lehrte, dass das Universum, aber auch der Mensch ständig geboren, aufgelöst und wiedergeboren wird. Im erleuchten Verständnis dieser Lehre, welche wir in ähnlicher Form auch im Hinduismus und Buddhismus finden, ist der Tod nur Übergang in ein anderes Leben; und das Einzige, was wirklich zu fürchten ist, sind die Folgen eines unheilsamen Denkens und Wollens in uns und alle Handlungen, welche wir von den Geistesgiften motiviert ausführen, die, zu schlechten Gewohnheiten werdend, die Macht haben, uns weiter an den Daseinskreislauf zu binden. Sie werden uns weiter Leiden verursachen, wenn wir uns nicht davon befreien und diesen Circulus vitiosus in diesem Leben und Körper noch zu unterbrechen lernen.

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