Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Wächst unsere Vertrautheit mit dem Zustand nichtkonzeptueller Wachheit, und können wir Geistesruhe und Luzidität auch im Bardo-­Zustand des Schlafs bewahren, so können dadurch allmählich die Ursachen aller Fehlwahrnehmung und allen Leids gründlich gereinigt werden. Diese sind die zwei Arten der Ignoranz, das heißt erstens jene, die im »Verlust der Luzidität in der Begegnung mit der eigenen Vision« besteht, und zweitens »die Ignoranz, welche alles begrifflich erfassen will«. Die karmischen Spuren von Verdrängung, Aversion und Anhaftung im Speicherbewusstsein lösen sich nach und nach von selbst in das klare Licht des Geistes auf. Dadurch, dass wir unseres Gewahrseins wieder gewahr werden und es nicht mehr vergessen, und dadurch, dass wir lernen, gelassen zu bleiben und alle Gedanken direkt ihrer natürlichen Auflösung zu überlassen, werden diese zwei grundlegenden Arten der Nichtluzidität aufgehoben, und wir sind wieder erleuchtet und erlöst.

Gelungene Individuation im Sinne des Dzogchen bedeutet, zu unserer wahren Individualität als der Untrennbarkeit von Leerheit und Gewahrsein zu erwachen. In der Erleuchtung aber gewinnen wir nichts Neues, sondern sind lediglich nach langem Schlaf und vielen unbewussten Träumen zu unserem Urzustand, zum völlig luziden Wahrnehmungsmodus eines »Buddha«, das heißt eines »völlig erwachten Wesens«, zurückgekehrt.

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