Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Im Wachzustand haben wir die Freiheit, Körper, Atem und Geist zur Ruhe kommen zu lassen und den Antrieben der aufsteigenden Gefühle und Gedanken nicht zu folgen. Im Traum und im Postmortem haben wir diese Freiheit jetzt noch nicht und sind, wie das Totenbuch sagt, gleich einem trockenen Blatt im Wind, den Antrieben unserer alten Gewohnheitsmuster ausgeliefert. Nur jetzt, im Bardo dieses Lebens und hier vor allem im Wachzustand, besitzen wir genügend Stabilität, Luzidität und freien Willen, um uns einsgerichtet der geistigen Übung des Wegs ­widmen zu können; und so heißt es im Evangelium: »Wachet und betet, denn der Teufel geht umher und sucht jene, die er schlafend findet zu verschlingen.«

Die »Übung der Wachsamkeit«, die darin besteht, weder schlechte noch gute Gedanken in die Burg des Herzens, wo unser wahres Selbst, wo der Meister als unser eigenes Gewahrsein und Gewissen immer gegenwärtig ist, eindringen zu lassen, ist in allen Systemen kontemplativer Geistesschulung das innerste, formlose Exerzitium.

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