Читать книгу Die vierzehnte Etappe. Radsportgeschichten онлайн
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In seiner Rubrik in L’Équipe hat Anquetil schon viele Male gesagt, dass er zwar nicht für Doping, aber gegen Dopingkontrollen ist. Schäden durch Dopingkontrollen sind sehr viel leichter zu beweisen als Schäden durch Doping. 1978 wurde der Belgier Pollentier aus der Tour (die er im Begriff war zu gewinnen, er hatte gerade das Gelbe Trikot erobert) ausgeschlossen, weil er bei einer Dopingkontrolle geschummelt hatte. Das fand ich schon immer frevelhaft. Die monumentale Dummheit und die Unehrlichkeit, die damals in dem Mann entblößt wurden, waren elend anzusehen. Womit hatte er das verdient, er hatte doch nie seine Qualitäten als Mensch zur Beurteilung freigegeben? Und womit hatte ich das als Radsportliebhaber verdient, dass ich zum Voyeur von Pollentier gemacht wurde? Ich schaute nur zu, damit ich ihn fahren sah, dafür hatte er trainiert, es sollte genügen, das zu messen.
Und dann der bemitleidenswerte Zoetemelk, der in der Tour 1983 zehn Strafminuten aufgebrummt bekam, die ihn dreißig Jahre älter aussehen ließen. Dem Mann fehlt jegliches Vermögen zu heucheln; dass ihm etwas Unrechtmäßiges widerfuhr, konnte man ganz einfach auf seinen Fotos erkennen. Er war das Opfer des Zufalls. Jemand wie Zoetemelk ist in seiner Karriere zwischen hundert und zweihundert Mal auf Doping kontrolliert worden. Er wurde drei Mal für positiv befunden. Worum es dann nur geht, ist dies: Für ihn selbst ist es scheinbar nicht vorherzusagen, ob er positiv sein wird. Anders gesagt: Er kann fahren, wie er will, aber danach muss er abwarten, was der Zufall für ihn in petto hat. So was gehört nicht zum Sport.