Читать книгу Das Geld in der Geschichte онлайн

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In diesen Jahrhunderten der Völkerwanderung gibt es denn auch nur wenige, jeweils bald erstorbene Ansätze zur Neuerweckung einer Geldwirtschaft. Kelten und Germanen haben in ihren ersten Versuchen nur Nachprägungen der römischen und griechischen Münzen vorgenommen. Das Münzbild solcher Prägungen ist entsprechend roh, und die Unerfahrenheit des Stempelschneiders zeigt sich mitunter sogar in seitenverkehrter Wiedergabe des Münzbildes, das als Vorlage diente. Von einer Entfaltung der Geldwirtschaft kann erst wieder gegen Ende des ersten Jahrtausends gesprochen werden; der Reichtum des Altertums, der einstmals bereits in Münzen geprägt einen volkswirtschaftlichen Dienst getan und eine Entfaltung von Arbeitsteilung und Kulturblüte ermöglicht hatte, war einfach jahrhundertelang umgeformt und seiner Aufgabe entzogen worden: Objekt der Hortbildung, der Machtgewinnung, des Prunkes, des ständigen Kampfes und Raubes. Und die Kehrseite davon skizziert Hugo Rachel in seinen Betrachtungen zum Untergang der Antike, indem er schreibt: »Durch das unaufhaltsame Schwinden des baren Geldes trocknete das Wirtschaftsleben gleichsam aus und glitt in ein längst überwundenes Stadium, zur Naturalwirtschaft zurück« (siehe Hugo Rachel: »Kulturen, Völker und Staaten«, S. 99). Kriegsstürme, Raubzüge und Verwüstungen sind ein unfreundliches Wetter für das Erblühen einer neuen Kultur; die Lehre des Christentums, die Wesentliches zur Gestaltung einer neuen Welt bringen konnte, fiel noch auf steinigen Acker, während sie im Römerreich bereits seit dem Jahre 313 anerkannte Staatsreligion war. Bei manchem aus den germanischen Stämmen zum Christentum Übergetretenen verband sich die neue Lehre noch in absonderlicher Weise mit den überlieferten Begriffen der Väter, und noch nach Jahrhunderten war manche Handlung mehr vom Blut und Urväterglauben als vom Geiste echten Christentums diktiert.

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