Читать книгу Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum онлайн

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Genf war im Baufieber, Genf hatte den Anschluss an die nationalen und internationalen Bahnnetze geschafft. Aber im Frühjahr 1860 gerieten Stadt und Kanton auch in den Brennpunkt eines aussenpolitischen Konflikts – und an den Rand eines Kriegs. Beim italienischen Einigungskrieg des Vorjahrs hatte sich Frankreich an die Seite von Sardinien-Piemont gestellt; gemeinsam hatten die Partner gegen die österreichische Vorherrschaft auf italienischem Boden gekämpft. Dass sich Frankreich einen Preis für die Hilfestellung ausbedungen hatte, wurde erst nach dem Frieden von Zürich (November 1859) offenkundig. Das ehemalige Herzogtum Savoyen sollte zu Frankreich geschlagen werden – eine Erweiterung des Staatsgebiets um 10’000 Quadratkilometer. Zu ihnen gehörten die Provinzen Chablais und Faucigny am Südufer des Genfersees. Die Verträge am Wiener Kongress von 1814/15 hatten hier eine entmilitarisierte Zone geschaffen und der Schweiz das Recht eingeräumt, Nordsavoyen im Kriegsfall militärisch zu besetzen. Jetzt, mit der Annexion, drohte dieses Recht zu erlöschen. Genf, auf allen Seiten von französischem Gebiet umschlossen, würde sich in einer strategisch unhaltbaren Lage finden. In Bern pochte der Bundesrat auf eine Neutralisierung des Léman-Südufers und verlangte nach einer internationalen Schlichtungskommission; in Paris gab man sich zurückhaltend.

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