Читать книгу Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum онлайн

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In keiner anderen Epoche verändert sich das Stadtbild von Genf so radikal wie in den Jahren um 1850. Die Stadt öffnet sich zum See; es entstehen grosszügige Quaianlagen und Strassenblocks mit Hotels und Kaufhäusern. Sie besetzen den Platz, den zuvor die seit langem unnütz gewordenen Befestigungsanlagen eingenommen haben.

KAPITEL 2

Genf – die magischen Jahre

Genève devient de plus en plus la ville neutre et cosmopolite où se débattent tous les grands procès d’idées et où se commencent les institutions humaines.

Genf wird mehr und mehr zur neutralen und kosmopolitischen Stadt, wo sich die grossen ideellen Auseinandersetzungen abspielen und wo die menschenfreundlichen Institutionen ihren Anfang nehmen.

«Es war zu dieser Zeit», schreibt Jean-Elie David, «dass der Kanton die alten Kanonen der Schanzen verkaufte. Ich habe sie Seite an Seite stehen sehen, in einem Schuppen, den man neben der Bastion de Hollande errichtet hatte. Sie waren nutzlos geworden, weil die gesamten Befestigungsanlagen geschleift wurden.» Das einprägsame Bild einer Parade ausgedienter Geschütze, von Grünspan befallen, stammt aus den Jugenderinnerungen des Landvermessers David, den wir noch näher kennenlernen werden – und es verkörpert auf eindrückliche Weise einen Wendepunkt in Genfs Geschichte. In den frühen 1850er-Jahren liess die Stadt den breiten Befestigungsgürtel abtragen, der sie seit dem 17. Jahrhundert umschlossen hatte: ein Panzer aus Stein, ein System aus Wällen, Mauern, Bollwerken und Forts, das ebenso viel Raum beanspruchte wie die alte Stadt selbst. Aber die Schanzen waren genauso nutzlos geworden wie die alten Kanonen, die nun am Holland-Bollwerk auf den Schrotthändler oder den Liebhaber von Antiquitäten warteten. Beide mussten sie weg – und mit ihnen das alte Genf.

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