Читать книгу Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum онлайн

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Zusammen mit dem bebauten Gebiet wuchs in den zwei genannten Jahrzehnten auch die Einwohnerzahl massiv an: von rund 37’000 auf 60’000. Neue Kirchen wurden gebaut: die katholische Notre-Dame, eine Synagoge, eine anglikanische Kapelle – sie alle erst ermöglicht durch die neu verankerte Freiheit der Religionsausübung. Gleichsam als Gegenstück entstand 1856 der Bau der Börse, den Skeptiker spöttisch als «Fazy-Tempel» bezeichneten. Ein Jahr zuvor war das Palais électoral eingeweiht worden. Es ersetzte als Versammlungs- und Wahllokal die Kathedrale Saint-Pierre; in den Augen vieler hatten die tumultuösen Auseinandersetzungen während des Umsturzes den ehrwürdigen Boden dieser Kirche entweiht. Als wären der Baustellen noch nicht genug, hatte die Stadt im gleichen Jahrzehnt den Bau zweier Bahnlinien zu verkraften. 1858 brachte, ausgehend von der Gare de Cornavin, die Eröffnung der Schienenstrecken nach Lausanne und nach Lyon. Wenig später verkehrte auf Genfs Strassen ein seltsamer pferdegezogener Omnibus auf Schienen: die erste Strassenbahn des Landes! Auch die Académie mit ihren altehrwürdigen, aber bröckligen Hörsälen hatte ausgedient. Amiel selbst schrieb die Eröffnungshymne für den Universitäts-Neubau. Er kam in die Bastions zu liegen – ein Niemandsland zu Füssen der mittelalterlichen Befestigung, mit alten Bäumen und malerischen Teichen, wo im Frühjahr die Nachtigallen sangen und die Frösche quakten. «Die Frösche wichen den dicken Mauern», erinnert sich Landvermesser David, «die Gräben wurden aufgefüllt.»

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