Читать книгу Aus meinem Bühnenleben онлайн

16 страница из 83

Ich hatte also gesiegt! — und mit Riesenschritten ging es dem ersten Versuch entgegen.

Mein Lehrer der Ästhetik war der berühmte Aloys Schreiber (Herausgeber der rheinischen Taschenbücher), ein herzlicher Freund des lieben alemannischen Hebel. Oft wurde mir das Glück, diese herrlichen Männer sprechen zu hören. Hebel kam gern ins gastliche Haus des Professors und fühlte sich behaglich in dem trauten Familienkreis, in dem ich bald heimisch war. Wie lauschten wir Jungen auf jedes Wort! Mit innigster Verehrung blickte ich auf die Sprechenden mit dem niederwallenden Haar, den edlen Zügen und den ausdrucksvollen, klugen, mild verklärten Augen. Gütiges Lächeln umspielte die Lippen und ermutigte zu bescheidenen Fragen. Welch' goldene Lehren prägten sich da uns ein ins junge Herz und Gedächtnis! Und wie harmlos heiter konnten diese liebenswürdigen Greise dann wieder sich und uns necken!

Nie werde ich vergessen, wie anmutig scherzend Schreiber einst fragte: »Weshalb benahmen Sie denn Ludwig Tieck jede Hoffnung, Neues schaffen zu wollen, lieber Freund?« — »Weil ich nicht gegen meine Überzeugung sprechen durfte!« entgegnete Hebel. — »Dürfen wir nichts davon erfahren?« riefen wir im Chor. — Hebel nickte lächelnd und Schreiber fuhr fort: »Tieck hielt sich auf seiner Reise nach Baden einige Tage hier auf und wir sahen ihn öfters. Als ich ihm mit Freund Hebel Lebewohl sagte, kam das Gespräch auf die alemannischen Gedichte. Tieck erschöpfte sich in Lobeserhebungen und sagte: »Weshalb, Verehrtester, schreiben Sie nicht mehr solcher allerliebsten Sachen?« Treuherzig und mit größter Ruhe antwortete unser Kirchenrat: »Weil mer nix, mehr einfalle tut!«

Правообладателям