Читать книгу Aus meinem Bühnenleben онлайн

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Ein unbeschreibliches Gefühl erfasste mich, als ich an der Hand meiner Lehrerin auf meine die Welt bedeutenden Bretter trat. Sie stellte mich den Mitgliedern vor, bat um Nachsicht für die Anfängerin, und Alle bewillkommten mich freundlich. Es wurde mit einer gewissen Feierlichkeit begonnen, — wenigstens kam es mir so vor. Später sollte ich die Überzeugung gewinnen, dass da, wo Achtung und Pietät für die Kunst herrscht, die Proben stets mit Ernst und größter Aufmerksamkeit abgehalten werden. Die schwache Beleuchtung, der große dunkle Raum, die feierliche Stille, die Angst, dass ich nun bald sprechen müsse, raubte mir fast den Atem und das Herz klopfte hörbar. Zum Glück konnte ich nach und nach etwas Fassung erringen. Ich hatte erst im vierten Akt zu erscheinen. Mit welchem Interesse beobachtete ich jetzt in der Nähe das Spiel der von mir so oft schon bewunderten Künstler — wie benahmen sich Alle so würdig, einfach, edel! Ich hätte laut rufen mögen: »Habt mich doch ein bisschen lieb, ich gehöre ja nun auch zu Euch — und ich will mit Ernst und Fleiß an meine Aufgabe gehen!« Das Zeichen zum vierten Akt ertönte, ich musste sprechen … und die peinigende Angst war nach den ersten Worten wie durch Zauber entschwunden! Immer vertrauter wurde mir die Umgebung, ich sang auch das Lied ohne Bangen, und am Schluss der Probe lobten, ermunterten mich Alle. Mlle. Demmer schien zufrieden, ja — gerührt zu sein und hatte wenig zu tadeln. In erhöhter, glückseliger Stimmung kam ich nach Hause und erzählte der besorgten Mutter, wie Alles über Erwarten gegangen sei. Die Hauptprobe andern vormittags ging prächtig, ich wurde viel zutraulicher begrüßt. Die Schauspieler mochten sich wohl ihres ersten Versuches erinnern.

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