Читать книгу Aus meinem Bühnenleben онлайн

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Sogleich war mein Entschluss gefasst. Als wir allein waren und die Mutter blass und angegriffen ihr Herz durch Tränen erleichterte, fiel ich ihr um den Hals — und fröhlich, zuversichtlich rief ich aus: »Sei ruhig! — in einem Jahre nehme ich Dir alle Sorgen ab! Mutter, lass die kleine Komödiantin Schauspielerin werden — ich fühle: es soll so sein — gewiss, ich habe Talent. Weshalb wählte Kirchenrat Kazner mich, um das Gebet vor der Konfirmation zu sprechen, mich von sechzig vornehmeren, reicheren und begabteren Mädchen! — Weshalb? — — Weil er voraussetzte, dass ich es am besten vortragen würde … Und hat man nicht in der großen Kirche jedes Wort verstanden? Weinten nicht Viele und sagten nachher, ich hätte sie durch meine gefühlvolle Rede zu Tränen gerührt? Oh, ich will mich übermenschlich anstrengen, um vor dem vierzehnten Jahre auftreten zu können, und mit dem vierzehnten nehme ich die erste Gage ein.« Die Mutter umarmte mich, sagte aber trotz wiederholter Bitten noch nicht ja. Bekannte und Freunde wurden zu Rat gezogen, es wurde dafür und dagegen gesprochen. Die Mutter schrieb nach Kassel an den Bruder des seligen Vaters, den General Bauer, allein dieser riet zu meiner Verzweiflung ab. Das Haupt der Familie in Coburg sollte entscheiden, der Neffe der Mutter, der nachher so berühmt gewordene Baron Stockmar. Wir reisten nach Coburg, die Verwandten lernten mich kennen, und — — der kluge, prächtige Vetter sagte in seiner humoristischen, herzigen Weise zur Mutter: »Tante Christiane! — Bis jetzt ist unsere Familie mit Talenten nicht gesegnet gewesen, es soll mich freuen, eine Künstlerin Cousine nennen zu können; aber das bitte ich mir aus, Lina, dass Du eine wahre, edle, tüchtige Künstlerin wirst.«

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