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Und mein Sehnen, aus diesen kleinlichen Verhältnissen fortzukommen, sollte früher erfüllt werden, als ich selbst zu hoffen gewagt.

In der Probe zu Kotzebues »Wirrwarr« sah ich neben dem Regisseur Mittel einen ältlichen Herrn mit wohlwollendem Gesicht und feinen Manieren. Ich hörte, es sei Heinrich Bethmann, der liebenswürdige Schauspieler und Gatte der so früh verstorbenen berühmten Friederike Unzelmann-Bethmann. Zum Direktor des in Berlin von reichen Aktionären neu gegründeten »Königstädter Theaters« gewählt, machte er jetzt eine große Rundreise, um von den deutschen Bühnen für das neue Unternehmen die besten Kräfte zu gewinnen. Auf dieser Tour hatte er sich bereits den Namen »Bühnen-Pirat« erworben, den er mit großem Stolz trug.

»Oh, wenn er doch auch mich wegkapern wollte!« dachte ich sehnsüchtig — und war während der ganzen Probe zerstreut … Und als ich nach Hause kam, saß der Pirat traulich neben der Mutter auf dem Sofa und — bot mir mit dem Zauber seiner berüchtigten Beredsamkeit ein sehr verlockendes Engagement an als — Erste Liebhaberin. »Den 4. August wird unsere Bühne eröffnet, aber schon Ende Mai beginnt das Einstudieren. Sie können bei uns nach Herzenslust mit den bewährtesten Künstlern spielen — und sich an den Vorbildern erhabenster Kunst auf der königlichen Bühne weiterbilden. Die guten Berliner werden Ihnen und der Frau Mutter schon gefallen …« Wie berauschend klang dies Alles aus Bethmanns Munde! Freudestrahlend unterzeichnete ich ein Engagement auf ein Jahr … und bald schied ich mit tausend Tränen von dem schönen Vaterlande, von den mir so herzlich wohlwollenden Kollegen und all' den andern guten, herzigen Menschen in dem stillen Karlsruhe. Hinaus ging's zum ersten Mal — und jetzt nicht im Hauderer, nein, mit der Mutter im eigenen Wägelchen mit Extrapostpferden und lustig blasendem Postillon — hinaus in die weite, bunte, schimmernde Welt — in den lachenden Frühling hinein … Was wird diese fremde Welt dem jungen, quellenden, sehnenden Herzen bringen? — Rosen oder Dornen?

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