Читать книгу Nicht Anfang und nicht Ende. Roman einer Rückkehr онлайн

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Ich erinnere mich, wie einmal bei den Tuni Zwillinge starben. Heute geht es den Tuni gut, aber da­mals herrschte dort das nackte Elend. Von Giovan­ni, der so alt war wie ich, erzählte man, wenn die Mutter ihm seine Schnitte Brot gäbe, hielte er sie vor die Augen und riefe: «Mamma, ich kann dich sehen!» Es gab dort schon ein Dutzend durchzufüttern, und dann kamen zwei auf einmal, die man wahrhaftig nicht mehr brauchte. Geduld, Geduld! Die Kinder schickt der liebe Gott. Nur hatte die Mutter bei der Geburt so viel Blut verloren, dass die anderen Kleinen, die in der Küche spielten, es unter der Kammertür hervorsickern sahen und um Hilfe riefen. Der Vater war das Vieh besorgen gegangen und die älteren Geschwister in der Schule. Die Nachbarn kamen und fanden die Frau bewusstlos neben den zwei Neugeborenen. Die Tuni hatten freilich nicht die Mittel, sie aufzufüttern, damit sie die Zwillinge ordentlich nähren könnte, und damals gab es noch kein Nestlé-Kindermehl oder zumindest nicht für solche Leute. Nach ein paar Wochen, es war gerade Frühling, bekamen die Zwillinge Bronchitis. Tag für Tag wurde ihr Atem kürzer. Es sei eine Qual, sie röcheln zu hören, hieß es, hoffentlich würde der Herrgott bald einmal herunterschauen. Und wirklich: Das erste starb. Die Toten­wache hielt man im Haus ihrer Tante Carolina ab, weil dort mehr Platz war, und während wir bei ihm wachten, starb auch das zweite. Da sagte der Vater zur ältesten Tochter, jetzt könne sie wenigstens das Bündel gerade auch noch zur Carolina hinübertragen und neben das andere legen und das Tedeum singen lassen.

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