Читать книгу Nicht Anfang und nicht Ende. Roman einer Rückkehr онлайн

14 страница из 50

Ich könnte ein ganzes Buch schreiben über all die Verunglückten, die ich selber gekannt hatte, und die, von denen man uns Kindern erzählte, um uns Vor­­­sicht einzuimpfen: Verwandte von uns, die abgestürzt oder ertrunken waren, Leute, die sich oben in den Felsen verstiegen und zu spät entdeckt wurden, andere, die man nicht einmal mehr als Leichen fand, wie zum Beispiel die arme Matilda. An die hundert Mann zogen wir aus, um sie zu suchen, aber es war, als hätten wir keinen Finger gerührt. Wir ließen uns am Seil in die Schluchten der Lavizzara und die Spalten von Paraula hinab, wir kletterten in den Felswänden von Stagniva herum, aber alle hundert setzten wir unser Leben vergeblich aufs Spiel. Drei Wochen lang schrien und brüllten wir in jede Klamm hinein, in der Hoffnung, sie hätte ihr Leben mit Heidelbeeren und Wasser gefristet, wie es manchen geglückt war. Wer sie fand, der sollte die große Glocke läuten, das hat­ten wir ausgemacht. Aber unser Tal mit all seinen Wäl­­dern und Abgründen von oben bis unten durchzukämmen, das ist schlimmer, als Australien erforschen. Als schon Schnee lag, suchten einige noch immer den Bach ab, ob nicht jetzt, da er wenig Wasser führte, irgendein Kleidungsstück zutage käme, und tatsächlich war etwas zu sehen. Wieder machten wir uns mit den Seilen auf und ließen uns in die Gola del Lupo, die Wolfsschlucht, hinab. Nach zwei Stunden schwerer Mühe zogen wir eine tote Ziege herauf.

Правообладателям