Читать книгу Nicht Anfang und nicht Ende. Roman einer Rückkehr онлайн

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Von gewissen Verunglückten erzählte man uns Kindern immer wieder. Da war der arme Junge, der oben über Frodone fünfunddreißig Stunden lang im Sterben lag, weil ihm ein Felsblock, den man nicht wegwälzen konnte, die Beine bis zur Leiste zerquetscht hatte. Sie brachten ihm vom oberen Weiler heißen Kamillentee hinauf und beteten beim Licht der Laternen den Rosenkranz und die Sterbegebete. Der Pfarrer und das halbe Dorf waren oben, und auch von den Alphütten kamen die Leute herunter, um ihn zu se­­hen*. Ich konnte auch nie das Mädchen aus Preda vergessen, das unser Vater vom Piodau hinunterschaffen half. Ein Felsblock hatte das Dach der Sennhütte zertrümmert, wo sie mit ihrer Mutter schlief, und ein Dachsparren hatte sie von einer Seite zur anderen durchbohrt. Sie sägten den Sparren ab, um sie hinun­terzutragen, damit sie in ihrem Bett sterben könnte, das Stück Holz quer in der Brust. Unglücksfälle gibt es auf der ganzen Welt, zu Erde, zu Wasser und im Gebirge, aber bei uns passierten sie ein bisschen zu oft; so dass sich die Angehörigen, wenn man einen mit einer Lungenentzündung vom Berg hinunterschaffte, damit trösteten, sie hätten ihn wenigstens in seinem Bett sterben gesehen. Den Frauen ging es nicht besser, aber die Schwangerschaften und die Sorge für die Kleinsten hatten zumindest das Gute, dass sie in der Nähe des Hauses blieben. Als ich zur Schule ging, hatten mehr als die Hälfte meiner Kameraden schon Vater oder Mutter verloren; da sah man, was bei unserem ständigen Herumkraxeln zwischen den Ginsterstauden herauskam.

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