Читать книгу Nicht Anfang und nicht Ende. Roman einer Rückkehr онлайн

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Unsere Mutter hatte in fast regelmäßigen Ab­ständen von anderthalb Jahren zwölf Kinder zur Welt gebracht. Vittorina, die Älteste, war mit sieben Jahren verbrannt. Dann kamen der Reihe nach An­tonio, ich, Maria, Silvio und alle anderen bis zu Margherita, die ein paar Monate bevor Antonio und ich hinübergingen, geboren wurde. Da zwei in den Windeln gestorben waren, an Diphtherie, wie es hieß, müssen wir bei meiner Abreise neun Geschwis­ter gewesen sein.

Vittorina starb, als ich ungefähr vier Jahre alt war. Ich erinnere mich nicht, wie sie aussah, es gibt nicht einmal eine Foto von ihr. Sie ist dahingegangen und hat nichts zurückgelassen als einen großen Schmerz. Ich denke aber, dass sie Zöpfe und lange Röcke getragen haben muss, wie alle Mädchen in ihrem Alter; so­­gar uns Buben zog man bis zu vier, fünf Jahren ein langes Kleidchen an, weil das bequemer war. Die Mut­­ter sagte immer, ein Mädchen wie Vittorina sei ihr Gewicht in Gold wert, denn mit sechs Jahren war sie schon so vernünftig, dass sie zu den Kleinen schauen konnte. An jenem Tag hatte die Mutter, bevor sie das Haus verließ, Antonio, Maria und mich in die Stube eingeschlossen, die wir mit der pigna* heizten; Vittorina ließ sie mit dem Kleinsten in der Wiege in der Küche. Sie ging Wasser holen. Der Brunnen lag auf dem Platz, und für den Hin- und Rückweg und das Warten, bis der Eimer voll war, brauchte man eine Viertelstunde. Da das Feuer in der Küche brannte, hatte sie uns vorsichtshalber eingesperrt, wie unsere Mütter es immer taten, falls sie uns nicht mit einem Strick anbanden. Aber auf Vittorina konnte sie sich verlassen; sie hatte ihr aufgetragen, auf das Kleine und auf die Milch, die über dem Feuer hing, aufzupassen.

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