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Beim Nachtessen, während sie sich wie immer mit dem Kleinen beschäftigte, saß er in seiner gewohnten Haltung, die ihm auch zu Hause keine Nachlässigkeit erlaubte, an der obern Schmalseite und richtete bald ein mahnendes Wort an Albrechtli, bald ein höfliches an seine Frau.

Gertrud sah ihn, ohne besonders nach ihm hin zu blicken, sie sah, wie er sich mit der breiten Brust in der eng anliegenden Bluse leicht nach vorn neigte und sorgfältig einen Bissen zum Munde führte, sie sah sein gesundes, sicheres, im Lampenschein rötlich braun schimmerndes Gesicht, das auch jetzt mit keiner Miene die Unerträglichkeit dieser Lage zugestand, und sie blieb kalt wie immer. Heimlich wünschte sie wohl, daß er mit der Demut des Leidenden, die das heillose Zerwürfnis ihn doch gelehrt haben müßte, ihre Hand ergreifen und sagen würde, daß er es nicht länger ertrage und daß er versuchen wolle, sie zu verstehen. Aber sie wußte, daß er höchstens auf eine unverschämt mannhafte Art zärtlich werden konnte, um etwas zu erlangen, was ihm nicht zukam, aber niemals imstande war, mit jenem menschlichen Zugeständnis ihr Inneres anzurufen.

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