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Gertrud war sich über diese Absicht Mamas völlig klar, und sie merkte auch, daß Mama aus eigenem Antrieb jetzt nichts mehr davon antönen würde, weil sie es ja überhaupt nicht in Frage gestellt zu haben wünschte. So mußte sie denn selber den heiklen Punkt noch einmal berühren, doch tat sie es erst beim Aufbruch und auch dann nur vorsichtig aus dem Hinterhalt: «Ich komme dann etwas früher, Mama, dann kann ich dir noch ein wenig helfen, gelt!»

«Was, früher! Ich habe Hilfe genug. Ihr kommt beide miteinander auf sieben Uhr!»

«Mama … höre, ich weiß wirklich nicht, was mein Mann dabei …»

«Ich will nichts mehr davon hören, fertig jetzt, adieu!» Frau Barbara schob ihre Tochter kurzerhand auf die Treppe, verhielt sich mit beiden Händen die Ohren und kehrte in die Stube zurück.

Gertrud blieb verdrossen auf der Treppe stehen, dann ging sie zögernd hinab, durchwandelte den Garten, in dem sie jedes Winkelchen kannte und liebte, gab sich dem vertrauten Anblick des Hauses hin, in dem sie aufgewachsen war, und spürte, daß sie noch immer mit ganzer Seele daran hing. Es war ein Stück ihres «Reiches», ihres ganz persönlichen innern Reiches, zu dem ihr Mann keinen Zutritt fand; bald, wenn das Haus in Schutt und Staub zusammenbrach, würde sie trauern wie um den Verlust eines geliebten Wesens. Was hatte ihr Mann hier zu tun, da es galt, im Kreise der Angehörigen davon Abschied zu nehmen!

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