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Gertrud ging schweigend hinaus. Sie suchte immer von neuem, ihren Widerwillen gegen diesen Mann zu unterdrücken und hoffte jedesmal irgendeine freundliche Änderung an ihm wahrzunehmen, aber bei seinem Anblick fühlte sie sich unweigerlich immer wieder abgestoßen. Sie gab sich Mühe, ihn nur von seiner besten Seite zu sehen, weil sie friedlich mit ihm auskommen wollte, aber sie bemerkte mit einer Schärfe, die ihr selber nicht geheuer vorkam, seinen hintersten Fehler, ja sie wurde gegen ihren guten Willen schon durch Nichtigkeiten gereizt, an denen er, wie sie genau wußte, unschuldig war. Das ironischüberlegene Lächeln, das seine schmalen, kühlen Augen besonders dann umspielte, wenn sie ihre Abneigung nicht zu verbergen wußte, und die beständige unerschütterliche Sicherheit seines Auftretens empörten sie. Nach den peinlichsten Vorfällen benahm er sich so, als ob alles in Ordnung wäre, und nie zeigte er vor ihr die geringste Verlegenheit, auch wenn er unmittelbar Grund dazu hatte. Oft wünschte sie, ihn richtig böse zu sehen, ihn schimpfen und fluchen zu hören, aber er beherrschte sich, und dieser Beherrschung gegenüber war sie machtlos.