Читать книгу Schweizerspiegel. Roman онлайн

122 страница из 246

Dies war immerhin kaum auffallend in einer Gesellschaft, die den Mangel an Liebenswürdigkeit zwischen Ehegatten mit der abstumpfenden Gewohnheit des täglichen Umganges aus eigener Erfahrung zu entschuldigen vermochte. Für die Mutter aber war es von schmerzender Deutlichkeit; sie fand Gertruds Benehmen unpassend und grollte beinahe auch diesem jungen Pfister noch, den sie als klugen, bescheidenen, durchaus ehrenhaften Mann kennengelernt hatte.

Der Abschluß befriedigte sie nicht, sie hatte mehr erwartet. Aber der eigentliche Grund ihrer Unzufriedenheit bestand in der Tatsache dieses Abschlusses selber. Sie hatte gehofft, der gesellige Abend werde ihr darüber hinweghelfen, wie eine Leichenfeier dem Trauernden vom blinden Schmerz zur Einsicht in das allgemein Gesetzmäßige seines Verlustes hinüberhilft; doch das Gegenteil war der Fall. Niemand erwähnte den Anlaß der Veranstaltung, obwohl jedermann wußte, daß in vierzehn Tagen das Haus erbarmungslos niedergerissen wurde. «Es ist ihnen gleichgültig, sie wissen, was wir dafür gelöst haben», dachte sie. «Was aber in Wirklichkeit niedergerissen wird und was wir alles verlieren, das wissen sie nicht.»

Правообладателям