Читать книгу Das Raunen des Flusses онлайн

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Wir machten uns auf den Weg, ich trug den Rucksack. Es war unsere schweigsamste Wanderung. Wenn ich etwas sagte, antwortete sie kaum oder dann so einsilbig, dass ich bald wieder verstummte. Ziemlich erstaunt war ich dann über die fröhliche Art, wie sie oben, als wir den Ort erreichten, tanta Maria begrüsste und sich für unsere Verspätung entschuldigte. Ich hatte mich bald zu den andern gesellt und sprang mit ihnen umher. Etwas später bemerkte ich, wie sie irgendwo am Rande stand und mich beobachtete. Nachher entfernte sie sich, wanderte um den See herum, blieb irgendwo stehen und schau­te eine Weile ins Wasser, ging dann weiter und verschwand beim Waldweg, wo wir heraufge­kom­men waren.

Der Vorfall wurde später nur mehr sporadisch erwähnt, hinterliess aber in mir einen beharrlichen Schatten. Hie und da vergass ich ihn, dann war er plötzlich wieder da, vor allem morgens, wenn ich erwachte, je nachdem auch wenn ich zum Essen kam und mich zu den andern an den Tisch setzte. Es kam vor, dass jemand eine kleine Anspielung machte; Adrian erkundigte sich etwa, ob ich der Familie etwas Süsses zum Nachtisch mitgebracht hätte. Betta, zwei Jahre älter als ich und damals in der zweiten Schulklasse, fragte mich, ob ich die zehn Gebote kenne; ich schüttelte den Kopf, wusste nicht einmal, was das Wort bedeutete, ahnte aber, was da­mit gemeint sein könnte. Eine Verwandte war auf Besuch, ich sass mit ihr und den Eltern am Tisch; einmal begannen sie zu murmeln und deutsch zu reden, obwohl ich schon Deutsch verstand und genau merkte, worum es ging. Als ich etwas später mit der Frau allein am Tisch zurückblieb und von dem feinen Kuchen ass, den sie mitgebracht hatte, schaute sie mir ernst ins Gesicht und fragte mich, ob ich kein böses Gewissen hätte. Ich antwortete nicht, ich ass ihren Kuchen, der geradezu nach Sünde schmeckte. Vielleicht lernte ich damals das entsetzliche Gefühl der Schuld kennen.

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