Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн
23 страница из 122
Soweit die Familienchronik, wie Frisch sie überliefert hat. In seinem Bewußtsein sah Frisch sich als Sproß typisch kleinbürgerlicher Verhältnisse, Verhältnisse, an denen er litt und die ihm zugleich Fundus waren für seine Literatur.
Der einjährige Max Frisch. Foto Ph. & E. Link, Zürich. Max-Frisch-Archiv/Stiftung für die Photographie Zürich.
Kleinbürgerliche Verhältnisse
Frischs Vorfahren waren als Handwerker Kleinbürger im soziologischen Sinn. Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 emigrierten viele davon in die Schweiz, wo, im Unterschied zu Deutschland und Österreich, das liberal-fortschrittliche Bürgertum gesiegt und sich eine demokratisch-föderalistische Verfassung gegeben hatte. Die Einwanderer integrierten sich in das einheimische Kleinbürgertum und strebten nach oben. Gleichzeitig waren sie besonders abstieggefährdet, denn sie besaßen weder den Sippenrückhalt der Alteingesessenen noch die ökonomische Basis des Bürgertums. Ihre Kinder erlebten stürmische Zeiten. Die Kindheit der Eltern Frischs fällt in den Wirtschaftsboom der Gründerjahre. Der rasche Aufschwung von Industrie, Handel und Banken mit den damit verbundenen Krisen und konjunkturellen Einbrüchen erschütterte das traditionell bäuerliche Sozialgefüge der Schweiz bis in die Fundamente.