Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн
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Student und Dichter
1930 beendete Frisch das Gymnasium mit der Matura. »Es ist der Ehrgeiz von Vater und Mutter, daß wir Akademiker werden, Studium nach eigener Wahl. So werde ich Student der Germanistik.«34 Im Wintersemester 1931/32 immatrikulierte er sich an der Universität Zürich. Er fand dort bemerkenswerte Lehrer. Unter anderem hörte er Psychologie bei Carl Gustav Jung, Kunstgeschichte bei Heinrich Wölfflin, deutsche Literatur bei Emil Ermatinger und Robert Faesi. Jung war der nationalsozialistischen Ideologie und dem antidemokratischen Elitedenken der Zeit in manchen Überzeugungen nicht abgeneigt, Wölfflin, der Schüler und Nachfolger des konservativen Jakob Burckhardt, galt als einer der besten und anregendsten Kulturdenker der Zeit – auch er war kein Demokrat. Ermatinger vertrat ständestaatliche Ideen und war Mitunterzeichner eines Huldigungstelegramms an Adolf Hitler anläßlich der Jubiläumsfeier der Goethe-Gesellschaft 1935. Frisch mochte ihn nicht sehr. Dafür schätzte er Robert Faesi, den »liebenswürdigen Professor«35 mit den weitreichenden Beziehungen zu den literarischen Größen der Zeit. Dieser elegante Professor war zugleich ein anerkannter Schriftsteller. Seine Novelle Füsilier Wipf wurde kurz vor dem Zweiten Weltkrieg als großes Epos der geistigen Landesverteidigung verfilmt. Faesi war Frischs besonderer Förderer. Politisch stand er der antidemokratischen Rechten um Otto von Greyerz, Philippe Godet und Gonzague de Reynold nahe. Letzterer war nicht nur sein geistiger Anreger, sondern auch sein militärischer Vorgesetzter. Faesi empfahl den jungen Frisch an die Deutsche Verlags-Anstalt und an Eduard Korrodi, den Feuilletonchef der liberal-konservativen NZZ. Dieser wurde für Jahrzehnte Frischs literarischer Mentor.