Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Korrodi galt in der Zwischenkriegszeit als Zürcher Literaturpapst. Im Feuilleton der NZZ erließ er seine Enzykliken. Er förderte ebenso großzügig junge Talente, wie er nach eigener Laune und Gutdünken in deren Texte eingriff. »Ein ebenso kluger wie launenhafter Mensch«, urteilte Frisch. Politische Dichtung war ihm nicht anders als den meisten seiner Universitätskollegen ein Greuel. Dichtung hatte sich am Schönen, Erhabenen und Idealen zu orientieren. Die aus politischen oder »rassischen« Gründen emigrierten Literaten waren ihm suspekt. Ende Januar 1936 schoß er eine Breitseite gegen diese »Linksemigranten und Juden« in der Schweiz. Am 2. Februar antwortete ihm Thomas Mann in einem offenen Brief, worauf Korrodi eine waschechte Intrige gegen den in Zürich im Exil lebenden Schriftsteller anzettelte.36

An der Zürcher Universität freundete sich Frisch mit dem drei Jahre älteren Emil Staiger an. Auch Staiger, Schüler von Ermatinger, bis 1934 aktives Mitglied der profaschistischen »Nationalen Front«,37 Antisemit und ab 1943 Professor für deutsche Sprache und Literatur, bekämpfte als konservativer Hermeneutiker jede Art politisch engagierter Literatur. Die Freundschaft mit Frisch, die zeitweilig sehr eng war, ging erst 1966, beim spektakulären Zürcher Literaturstreit, in Brüche. Ein zeitkritisches Bewußtsein dürfte hingegen in den Lehrveranstaltungen von Walter Muschg geherrscht haben. Dieser legendäre Literaturprofessor von Basel, Halbbruder des späteren Frisch-Freundes und Schriftstellerkollegen Adolf Muschg, war zu jener Zeit allerdings erst Privatdozent in Zürich. Frisch besuchte seine Veranstaltungen mit Begeisterung.

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