Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Im großen und ganzen fand er an der Universität also Lehrer von solider fachlicher Qualität und konservativer bis reaktionärer Gesinnung. Zu den linksoppositionellen Schriftstellern um Rudolf Jakob Humm, die im »Rabenhaus« zusammenkamen und freundschaftlichen Umgang mit den Emigranten pflegten, hatte er keinen Zugang. Er begann seine literarische Karriere als überzeugter bürgerlicher und apolitischer Dichter. Und konservative Kreise förderten und bewunderten ihn.

Das Studium mißfiel Frisch. Die Welt in den Zürcher Hörsälen war ihm zu blaß, zu eng. Frisch wollte Dichter werden, nicht Schriftgelehrter. Dichten hieß für ihn: ausbrechen aus den Alltagszwängen und eintauchen in eine außergewöhnliche Welt tiefer Erlebnisse und intuitiver Selbstverwirklichung. Nicht der poeta doctus, sondern der geniale Vagant, der hinter die Horizonte blickt, war sein Vorbild (siehe Jürg Reinhart). Die Spannung zwischen Bürgerwelt und Künstlerwelt, zwischen bürgerlichem Normalmaß und schöpferischer Einmaligkeit wird für Jahrzehnte ein Grundzug in Frischs Schaffen. Er hat sie nicht nur in vielen Variationen beschrieben, er hat sie auch zu leben versucht.

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