Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Bevor sich Frisch jedoch als Dichter vorstellte, veröffentlichte er journalistische Texte. Der erste davon trug den Titel Mimische Partitur und erschien am 27. Mai 1931 in der Neuen Zürcher Zeitung. Frisch hatte ihn unaufgefordert eingeschickt. Sein Erscheinen überraschte ihn. »Das war tatsächlich enorm. Daß das wirklich Wort für Wort da war. Dann noch der Name gedruckt!«38 Mimische Partitur rezensierte eine Theaterkunst-Ausstellung, an der eine »mimische Partitur«, das heißt eine Notation für das schauspielerische Mienenspiel vorgestellt wurde. Frisch verwarf die Idee in Bausch und Bogen. Mimik sei die natürliche Folge seelischer Erlebnisse, daher könne eine mimische Nachahmung allenfalls eine »gymnastische« Mimik sein, Gesichtsgymnastik, statt Spiegel der Seele.

Frischs Argumentation ist konventionell. Auffällig ist nur die Arroganz, mit welcher der Zwanzigjährige ein Urteil über einen Vorgang fällte, den er damals überhaupt noch nicht kannte: über den unendlich komplexen Prozeß der Entstehung von künstlerischem Ausdruck auf Theaterproben.39 Volker Hage attestierte dem jungen Frisch »Mut zur eigenen Meinung«. Frisch selbst sah seine Anfänge kritischer. »Rezensionen, die ich als Student geschrieben habe, kann ich heute nicht ansehen, ohne zu erröten. Wobei es weniger Unkenntnis ist, was beschämt, sondern der Ton ganz allgemein, der sich für witzig hält, eine Mischung aus Dreistheit und Herablassung, und dabei, weiß ich, war ich voll von Minderwertigkeitsangst.«40 Als Grundfehler seiner frühen journalistischen Texte diagnostizierte er, »daß ich den Journalismus nicht als Journalismus betrieben habe, sondern als schlechte Literatur, was ja nicht Journalismus ist«.41

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