Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Werdenberg 1908. Clara Hilty mit 22 Jahren.

Nach Abschluss der École supérieure in Neuchâtel ging Clara in die Schweizer Pflegerinnenschule Zürich, wo sie und ihre Freundin Lis Sigrist zu Krankenschwestern ausgebildet wurden. Anschließend arbeitete Clara im Spital Grabs unter dem Chefarzt Dr. Weiss. Durch Lis lernte Clara deren Bruder, den Ingenieur Fritz Sigrist von Netstal, kennen, der seit 1910 in der Türkei am Bau der Bagdadbahn tätig war. Als Fritz im Jahr 1914 wieder einmal die Schweiz besuchte, verlobten sich Clara und Fritz, und nach einem Jahr, am 26. April 1915, fand ihre Hochzeit statt.

Unmittelbar nach der Trauung folgte Clara ihrem Mann in die Türkei, die als Verbündete von Deutschland in den Ersten Weltkrieg eingetreten war. Die Neuvermählten fuhren von Werdenberg mit der Eisenbahn durch das Kriegsgebiet über den Balkan und dann via Istanbul in die Südost-Türkei, wo sie sich zuerst in Entilli und nach einigen Monaten in Keller / Fevzipaşa in einem alleinstehenden Häuschen auf einer felsigen Anhöhe am Fuße des Amanus niederließen. Keller, ein kleines, gebirgiges Dorf, bevölkert vornehmlich von Kurden, aber auch von Türken, Arabern und Armeniern, war ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt am Rande des Amanusgebirges. Vom Fenster ihres Häuschens aus hatte Clara einen Blick auf die schöne kilikische Berglandschaft, aber auch in die tief unter ihnen liegende Ebene, wo sie Transporte von Militär und Kriegsmaterial und auf der Etappenstraße ganze Züge von englischen und indischen Gefangenen sehen konnte. Der jungen Schweizerin wurde bald bewusst, dass sie sich nicht nur im tiefen Orient, sondern auch nicht sehr weit vom Kriegsgeschehen befand.

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