Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн
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Der erste Januar 1914 bis 1918 im Tagebuch.
Es leuchtet ein, dass in einem solchen Tagebuch nicht genug Platz zur Verfügung steht, um einen Tagesablauf detailliert zu beschreiben. Doch gerade von seiner kompakten Struktur kann ein Fünfjahresbuch profitieren. Sein Benutzer lernt, mit wenig Zeitaufwand das Wesentliche des Tages festzuhalten, notfalls reichen auch hastige Notizen für eine Eintragung. Der ökonomische Umgang mit Zeit und Sprache erleichtert die Konstanz der Tagebuchführung sowie einen einheitlichen Charakter der Eintragungen. Außerdem zwingt die knappe Ausdrucksweise zu Genauigkeit und Sachlichkeit. Ein weiterer Gewinn ist, dass dieser Typ von Tagebuch am Ende einen Überblick über die Aufzeichnungen von mehreren Jahren auf derselben Seite zulässt.
Clara hat ihr Fünfjahresbuch nicht lückenlos gefüllt. Ihren ersten Text trägt sie 1914 noch in der Schweiz ein, beginnt aber – abgesehen von einem Gedicht am 1. Januar und zwei flüchtigen Notizen im Juni 1914, in denen sie ihre Anstellung im Spital in Grabs aufzeichnet – erst im September 1914 mit ihrer Tagebuchführung. Im ganzen Tagebuch gibt es nur eine Seite, die vom 1. Januar, in der alle fünf Abschnitte belegt sind. Aber auch von September 1914 bis April 1915 ist sie noch nicht die eifrige Tagebuchschreiberin, wie wir sie in den folgenden drei Jahren in der Türkei kennenlernen werden. In diesen sieben Monaten gibt es nur gelegentliche und meist lakonische Ein-Satz-Notizen, und die meisten Abschnitte bleiben leer.