Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Verlobung, Hochzeit und Hochzeitsreise

Wie knapp auch immer Ihre Notizen sind, Clara ist eine gute Erzählerin, und man kann ihrem mehrjährigen Tagebuch eine in sich stimmige Schilderung eines Lebensabschnitts entnehmen.

Im September 1914 lernte Clara durch ihre Freundin Lis deren charmanten Bruder kennen, Bauingenieur Fritz Sigrist, und im September 1914 begann sie auch, Tagebuch zu führen.22 Am 6. September lesen wir einen einzigen Satz: «Lis und Herr Sigrist bei uns im Hüsli.» Wie die meisten Tagebuchschreiber – man glaubt ja, nur für sich zu schreiben – deutet Clara bloß an, und erst aufgrund ihrer Biografie können wir heute aus ihren knappen Aufzeich­nun­gen auf die Zusammenhänge schließen. Und so schlussfolgern wir, dass in jenen Tagen Fritz um Clara warb und dass es ihr schwerfiel, sich zu entscheiden. «Von Zögern und Zagen ist zerris­sen der Sinn», heißt es in einer Liedstrophe, die sie am 8. September 1914 einträgt. Tage darauf ist stichwortartig von zwei Briefen von «Herrn Sigrist» die Rede, und Clara scheint von ihrem Inhalt nicht sonderlich erbaut zu sein. Kein Wort darüber, worum es ging oder was sie ins Wanken brachte. Aber auch hier ist es aufgrund unserer heutigen Kenntnisse nicht schwer, Vermutungen anzustellen. Es ging wohl um die Anstellung des Bauingenieurs Fritz Sigrist, der von 1910 bis 1914 beim Bau der Bagdadbahn in der Türkei tätig gewesen war und dessen Vertrag für das Jahr 1915 erneuert worden war. Fritz sollte bald wieder in die Türkei zurückreisen, und im Falle einer Eheschließung hätte Clara ihm folgen müssen.

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