Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Dann sehe ich, wie sich sein Gesicht verändert. Die große Ader, die seine Stirn in zwei ungleiche Hälften teilt, schwillt an und pocht so heftig, als würde sie jeden Augenblick durch die Haut platzen. Ich kann buchstäblich sehen, wie er seine Fantasie anstrengt, um die neue Vorstellung, mit der ich ihn konfrontiert habe, mit mir in Einklang zu bringen. Es kommt mir vor, als würde er mich wie ein Puzzlestück aus dem Rahmen seiner bisherigen Auffassung des Universums herauslösen und erst auf diese und dann auf jene Weise in sein Bild von einem Schriftsteller einfügen. Er kämpft mit Goethe, Rilke, Gotthelf, Harriet Beecher Stowe und mir. Plötzlich huscht ein wilder, ja ekstatischer Ausdruck über sein Gesicht. Er zeigt mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich, als würde ein befreiter Teil seines Bewusstseins einem unterjochten Teil den erschütternden Widerspruch seiner gesamten augenblicklichen Erfahrung vor Augen führen. Dann fällt der Arm schlaff herab und seine Augen werden trüb und leblos, überwältigt von der Anstrengung, die er aufbringen musste, um seinen Standpunkt zu verändern. Doch nur für einen Augenblick, denn jetzt kommt es mir vor, als hätte er das alte Problem beiseitegeschoben, als würde sein Ausdruck nun durch ein neues Problem wiederbelebt. Meine Brust schwillt an vor Schreck. Gleich wird er mir die verhasste Frage stellen, ich weiß es! Die Frage, die mich seit dreieinhalb Jahren zweimal im Monat ein-, zwei-, manchmal auch viermal pro Woche umbringt.

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