Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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«Oh … mir gefällt Bern ganz gut. Es ist eine sehr schöne Stadt. Sehr sauber … Gut geführt. Gemütlich … solange man über das nötige Kleingeld verfügt, um sie wirklich zu genießen …»

In seinen Augen erscheint ein finsterer, misstrauischer Schimmer. Er vermutet Zynismus. Doch ich überzeuge ihn: «O ja, ich weiß. Viele Leute wundern sich, dass ich in eine so kleine Stadt mitten in Europa gekommen bin. Nun, für mich ist sie tatsächlich interessant. Mein Leben hier unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem, das ich in Kansas City ge­­führt habe. Dort habe ich nicht so gelebt, wie ich es mir ge­­wünscht hätte, sondern als Zwerg unter scheinbar normal großen Menschen. Folglich hatte ich zwergenhafte Loyalitäten, Aggressionen und Ängste, reale wie eingebildete. Denn das Leben war real und fantastisch zugleich. Außerdem war es ernst und vor allem gefährlich.

Aber hier in deiner alten Stadt habe ich an Statur gewonnen. Hier bin ich noch immer ein Zwerg, aber einer mit Dreimeilenstiefeln. Ich kann mich ein wenig freier bewegen und bin mehr oder weniger der Gesellschaft als Ganzes ausgesetzt. Meine Loyalitäten, Aggressionen und Ängste haben sich entsprechend meinem neuen Status verändert. Und trotzdem kommt mir das Leben hier genauso real und fantastisch vor wie das in Kansas City. Ich finde es auch genauso ernst und gefährlich wie das in Kansas City. Vor allem aber erscheint mir das Leben in deiner Stadt genauso interessant wie in mei­ner. Zweifelsohne gehören die Berner zu den interessantesten Menschen auf der Welt …»

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