Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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‹Wir gehen aus!›, verkündete der Maler. Das nahm ich zum Anlass, mir jede Menge kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen.

Wir kehrten in das Café zurück, in dem ich am frühen Nachmittag schon einmal gewesen war. Dort traf ich den Dichter und seine Frau mit dem kastanienbraunen Haar wieder und auch all ihre anderen Freunde. Wir schüttelten uns die Hand, lächelten und tranken eine Menge holländischen Ge­­never. Dann sagte mein Maler plötzlich: ‹Viens avec moi!› Er packte Tania, die sich gerade leidenschaftlich mit einem unrasierten jungen Mann unterhielt, und wir stürzten hinaus auf die Straße und winkten einem Taxi. Nach ein paar Minu­ten erreichten wir ein lautes Viertel, in dem es vor Menschen wimmelte. Auf beiden Straßenseiten gab es unzählige hell er­­leuchtete Cafés und Nachtclubs. Musik erfüllte die Luft, Samba, Tango, Jazz. Überall sah ich Schwarze, Indonesier und andere Ethnien. Vor jedem Hauseingang drängten sich verführerische Frauen.

Wir stiegen aus dem Taxi und mischten uns unter die Leute. Dann bogen wir in eine Straße an einer Gracht ein. Die Lichter der Häuser auf beiden Straßenseiten spiegelten sich im Wasser. Es war grün und schleimig. Auf unserer Seite der Gracht sah die ganze Straße aus wie ein Einkaufsviertel. Fast jedes Haus hatte eine Ladenfassade im Erdgeschoss. Sie wirkten wie kleine Glaskäfige, etwa zweieinhalb Kubikmeter groß. In jedem Schaufenster saß eine Frau. Manche waren jung, man­che alt. Die meisten hatten blondes Haar und trugen enge, halb durchsichtige, tief ausgeschnittene Blusen ohne BHs und sehr enge kurze Röcke. Sie spannten sich über den Schenkeln der Frauen, die mit übereinandergeschlagenen Beinen auf Stühlen oder Hockern saßen. Manche trugen Schuhe, andere waren barfuß. Die meisten starrten mit ausdruckslo­sen, leeren Gesichtern auf den Boden, ihre Hände oder das schleimige Wasser des Kanals. Eine, sie mochte Mitte dreißig sein, strickte an einem rosa Teil; eine andere, die sehr jung wirkte, nicht mal achtzehn, tat so, als würde sie eine Illustrier­te lesen.

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