Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

45 страница из 119

Das alte Problem war natürlich die Sprache. Wenn man eine Sprache nicht beherrscht, ist man unsicher und argwöhnisch. Zum ersten Mal hatte ich das ungute Gefühl, ständig angestarrt zu werden. Aber in punkto Freundschaften erging es mir viel besser als in Paris. Der junge Schriftsteller, den ich auf dem Boulevard Saint-Michel getroffen hatte, hatte mir ein Empfehlungsschreiben für seine Freunde mitgegeben. Nachdem ich die erste Nacht in einem sehr angenehmen, aber teuren Hotel verbracht hatte, machte ich mich auf den Weg zu ihnen. Mein neuer Freund hatte gesagt, sie könnten mir helfen, eine preiswerte Unterkunft zu finden.

Ganz oben auf meiner Liste stand ein freundliches junges Paar. Beide lasen meinen Brief und nahmen mich mit offenen Armen auf. Ihr Mann sei ein ziemlich bekannter Dichter in Holland, erzählte mir die Frau. Sie zeigte mir mehrere schmale Gedichtbände mit seinem Namen auf dem Umschlag. Und soweit ich verstand, stammte sie aus einem alten, aber verarmten Adelsgeschlecht. Er war groß, drahtig und elegant und trug das Haar wie ein Jahrzehnt zuvor die Pariser Existenzialisten. Er hatte ein sympathisches, feines Gesicht. Sie wiederum entsprach genau dem Bild, das man nach ihrer Erklärung erwarten konnte. Sie war groß, sehr schlank und ausnehmend feminin, mit kastanienbraunem Haar und haselnussbraunen Augen, selbstsicher und schlicht, aber perfekt gekleidet. Ich war von beiden hingerissen, vor allem aber von ihr, weil sie nicht nur schön war, sondern auch perfekt Englisch sprach, mit britischem Akzent.

Правообладателям