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Ein Mädchen, dessen Name Lotose mir der lieblichen Schilderung wegen, die Kleinegli von ihr machte, unvergeßlich geblieben, wurde seine Geliebte, sie lehrte ihn mehrere Saiteninstrumente, auch die Mandoline spielen und mit Lotose allein durchzog er manches Dorf, manche Stadt, auf Märkten, in Wirtschaften usw. spielend. Aber auch dieses herrliche Leben, dessen Schilderung ihn allemal in eine wehmütig entzückte Stimmung versetzte, endete schon nach drei Jahren und zwar mit der Trennung von Lotose und abermaligem Transport über die Grenze. Doch da er sich jetzt klüglich zu den Heimatlosen bekannte, so unterblieb der Schub nach Grünau noch für längere Zeit, bis eine Wiedererkennungsszene zwischen ihm und einem Landjäger stattfand. Da warʼs mit seiner Freiheit für immer vorbei und er wurde in die Heimat transportiert und daselbst durch den sogenannten «Schlegel», den er, wie oben erzählt, an dem linken Fuße trug, an fernern Ausflügen verhindert. Seine Mandoline hatte er in den sonntäglichen Mußestunden selber verfertigt und sie war sein Trost im Webkeller, wohin die Armenpflege ihn unter Aufsicht eines ehrenfesten Bauern versorgt hatte. Auf der Mandoline spielte er die Weisen, die ihn Lotose gelehrt, dazu zu singen aber war ihm nicht erlaubt, weil der Bauer es für unschicklich hielt, daß ein Almosengenössiger singe. Auch das Musizieren war ihm nur an den Sonntagen gestattet und tat er mirʼs an einem Werktag zu Gefallen, so war das ein Wagnis, das ihm sogar Prügel eintragen konnte. Weil ich aber das einzige Kind war, das sich nicht schämte oder scheute, an seinem Kellerfensterlein zu sitzen, so überwand er die Furcht und ließ mich nie unerhört von dannen gehen.