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Kleinegli war, wie er mir nach und nach stückweise erzählte, armer Eltern Kind, aus dem Schulkreise Großmoos. In eine Schule war er nie gekommen, dagegen mit zwölf Jahren in eine Nagelschmiede, um das Handwerk zu erlernen. Es ging ihm aber für diesen Beruf nicht nur jede Neigung ab, sondern er war auch zu schwächlich und kriegte schon nach wenigen Monaten Blutspeien. Vergeblich beklagte er sich darüber, weder die Eltern noch der Meister kehrten sich in anderer Weise daran, als daß sie ihn entweder ausschalten oder durchprügelten. Da nahm er in der Verzweiflung Reißaus und strich weit fort über Berg und Tal, gelangte in eine deutsche Stadt und hoffte, irgendeinen seinen Kräften gemäßen Dienst zu finden. Aber der Unerfahrene täuschte sich sehr, er wurde, da er keine Ausweisschriften besaß, von der Polizei aufgegriffen und über die Grenze geführt. Er sollte in seine Heimatsgemeinde transportiert werden, wußte jedoch zu entwischen und floh in die Wildnis, wo er zu einer Bande Heimatloser stieß und sich derselben anschloß. Jahrelang trieb er sich dann an der deutschen und französischen Grenze herum, wobei er als Hausierer, Kesselflicker und vorzugsweise als Musikant ein jämmerliches Leben führte. Für die Musik meinte er mehr als gewöhnliche Anlagen zu besitzen, da er innert vierzehn Tagen das Fagott, mit gleicher Leichtigkeit später mehrere andere Instrumente «mordsgut» spielen gelernt und eine große Geschicklichkeit im Reparieren schadhafter Instrumente besaß. Doch alle Kunst und Geschicklichkeit schützte ihn nicht immer vor der bittern Notwendigkeit, sich zur Fristung seines Lebens langer Finger zu bedienen. Über solchem Tun wurde er ergriffen und für ein paar Jahre an den Schatten gesetzt. In diesem Gewahr­sam erlernte er die Weberei. Freigelassen und jetzt wirklich nach Grünau transportiert, wurde er daselbst so hündisch behandelt – wie er zähneknirschend sich ausdrückte – daß er schon am nächsten Tage wieder das Weite suchte. Bald gelangte er an die tirolische Grenze und stieß daselbst nicht bloß zu Heimatlosen, sondern zu einer echten Zigeunerhorde. Diese nahm ihn aus Mitleid, aber mißtrauisch auf. Er aber leistete mehr als sein Äußeres versprach und gelangte bald zu einem gewissen Ansehen bei diesen Leuten.

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