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Eine andere Persönlichkeit, die zwar in Grünau vielleicht die verachtetste war, hatte für mich bei meiner Vorliebe für Außergewöhnliches eine beinahe so große Anziehungskraft, wie Peters Jakob. Dieselbe hieß Egli, wurde aber seiner kurzgebliebenen Statur wegen gewöhnlich Kleinegli genannt. Er war Baumwollweber und mochte damals gegen fünfzig Jahre zählen. Sein wirrer, unstäter Blick, ähnlich demjenigen eines stillen Wahnsinnigen, die in unordentlichen Locken ins Gesicht fallenden schwarzen Haare, der struppige Bart, den er monatlich einmal so gut beseitigte, als sichʼs mit einer Weberschere tun ließ, seine originelle an keine Nationalität erinnernde knapp anliegende Kleidung, meist aus schwarzem Baumwollsamt bestehend, die er sich selber verfertigte und mit den sonderbarsten Garnituren verschnörkelte, über dem Knöchel seines linken Fußes ein starker eiserner Ring befestigt, an demselben eine ebensolche Kette und an derselben ein mit Eisen beschlagener Holzblock von der Größe eines Mannskopfes, hatten zusammen etwas so Abschreckendes, daß es unbegreiflich scheinen mag, wie ich mich zu diesem Auswurf der menschlichen Gesellschaft hingezogen fühlen konnte. Auch sein Aufenthaltsort in dem düstern Webkeller eines auf Schußweite von unserem Hause entfernten einsamen Hofes, wo durch das in einer Grube angebrachte Fensterlein kein Zoll breit Himmel sichtbar war und wohin nie ein Sonnenstrahl dringen konnte, war einem Tierkäfig ähnlicher, als der Wohnstätte eines menschlichen Wesens. Und dennoch saß ich manche, manche Stunde in dieser mit Moos, Schwämmen und giftigen Kräutern bewachsenen Grube, da dann Kleinegli sein blindes Fensterlein öffnete, aus wirrem Blick ein blitzflüchtiges Lächeln entsendete, seinen Kopf in die Öffnung zwängte und mir wunderseltsame Märchen zu erzählen anfing, oder eine Mandoline hervorzog und rührende, selige Weisen spielte. Nun dürfte es schon begreiflicher sein, warum ich zu Kleinegli in die Grube hinunterstieg.

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