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Da ich mit dem siebenten Jahre das Lesen völlig, das Verstehen ziemlich los hatte, so fiel ich von unersättlicher Leselust getrieben über alles Gedruckte her, das mir zugänglich war. Indessen war im elterlichen Hause nichts vorhanden als ein Wandkalender und einige Andachtsbücher, aber all dieses las ich bis auf wenige mir durchaus unverständliche Blätter und hatte daher einen solchen Vorrat von geistlichen Sprüchen im Gedächtnis, daß die Mutter über meine frühe Frömmigkeit Freudentränen vergoß und ich bei Verwandten und Bekannten hoch angeschrieben stand.

Mittlerweile hatte das Weben im Keller unter der Schulstube aufgehört und Felix kam längere Zeit nicht mehr zum Vorschein. Es geschahen überhaupt Dinge, welche auf das Zukünftige ge­spannt machten. Wir bekamen nämlich Schulbänke, wie sie andern Ortes längst schon eingeführt waren, und jedes Kind mußte sich eine Schiefertafel anschaffen. Bisher waren alle Schreibeübungen auf Papier ausgeführt worden, wozu freilich wöchentlich bloß eine Stunde verwendet und darauf gehalten wurde, daß ein Bogen je für einen Monat ausreichte. Nun sollten die Schreibstunden vermehrt werden, und zu diesem Zwecke schien es aus ökonomischen Gründen nötig, sich der Schiefertafel zu bedienen. Dem alten Schulmeister kamen diese Neuerungen sehr ungelegen und er brachte seine alte Lehrmethode auf den neuen Bänken trutzig noch einige Zeit in Anwendung. Der Judäsche Katechismus mit einem Anhang von Lesestücken, betitelt: «Lehrmeister» und eine Sammlung von Gebeten, Gellertschen Liedern und Psalmen waren ziemlich die einzigen Lehrmittel für vorgerücktere Schüler, beide zu wörtlichem Auswendiglernen bestimmt. Der Katechismus, der kleine wie der große, wurden in stetem Kreislauf durchgenommen, obgleich der erstere, wie vorangedruckt stand, nur für die «Allereinfältigsten», die den großen nicht zu fassen vermöchten, be­stimmt war. Dadurch wurde mir der Religionsunterricht früh genug vergällt und ich harrte sehnlich den kommenden Veränderungen entgegen.

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