Читать книгу Hans Grünauer. Roman онлайн

6 страница из 67

In diese Zeit fällt das Sterben eines meiner Altersgenossen, das mir seiner besondern Umstände wegen unvergeßlich geblieben ist. Er war das einzige Kind eines jenseits der Tosa wohnenden bemittelten Bauers. Diesem Hause durfte ich eines Sonntagnachmittags in Begleitung meiner Eltern einen Besuch machen. Dasselbe befand sich etwas außerhalb der dorfähnlichen Häusergruppe Frühblumens auf freiem Wiesenplan und die Bewohner derselben pflegten von jeher mit der Nachbarschaft wenig Gemeinschaft zu haben. An diese Eigenschaft wurde auch der jüngste Sproße von frühe an gewöhnt trotz dessen ausgesprochenem Widerwillen, da er bedeutsame Anlagen für Geselligkeit verriet. Körperlich weit entwickelter als ich, war er doch von äußerst zarter Gesundheit, mußte vor Kälte und Nässe wohl bewahrt bleiben und bei großer seelischer Reizbarkeit ebenso vor gemütlichen Anfechtungen. Schon deshalb ließ man ihn nie ohne Aufsicht bei andern Kindern und suchte ihm das Leben innerhalb der vier Pfähle des väterlichen Hauses vor allem beliebt zu machen. So kam denn gerade diesem Jüngsten seines Stammes unser Besuch sehr erwünscht. Nach einigen spürsamen Umgängen ward von uns Kameradschaft geschlossen und wir tummelten uns auf Weg und Wasen nach Herzenslust. Der Knabe trug den damals in Grünau noch seltenen Namen Jean, aus welchem «Schangli» gemacht wurde. Wie sehr beneidete ich den Besitzer darum! Wie läppisch und abgebraucht hörte sich dagegen Hans mit dem Diminutiv «li»; ich konntʼ es nicht satt werden, Schangli zu rufen, so sehr es mich verdroß, jedesmal «Hansli» widerhallen zu hören. Schangli zeigte mir alle Herrlichkeiten in Haus und Stall und ringsherum, und zu allem, worüber ich mein Wohlgefallen äußerte, sagte er: «Das ist mein, der Vater, oder die Mutter hatʼs ge­sagt.» Er führte mich hinaus unter die Bäume, wo rotwangige Joggenbergeräpfel und honigsüße Schafmattbirnen im Grase lagen; er führte mich aber ganz besonders zum langen ungestutzten Hasel­hag, wo ganze Höcke bräunlich gereifter Nüsse zum Pflücken einluden. Welche Lust, wenn die Nüsse schon beim Berühren aus der grünen Hülse fielen! Welch Behagen, in die Tasche zu langen, wo der Vorrat gar merklich wuchs! Wir pflückten, bis das Abendrot erlosch, bis in die Nacht hinein. Endlich mußten wir aufhören, da der Sterne Schein zu geringen Ersatz bot für das verschwundene Tageslicht. Wir krabbelten von den Stauden hinunter, setzten uns aber trotz den tiefen Schatten der Nacht noch zum Zählen der Nüsse ins Gras. Allein es ging nicht und wir sahen immer aufwärts, ob denn niemand die Lichter des Himmels ein wenig heller machen wolle. Auf einmal entdeckten wir beide zugleich einen seltsam hellen Stern, der die andern Sterne mächtig überglänzte. Eine Weile sahen wir entzückt hin, dann sagte Schangli:

Правообладателям