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In seinem vierundzwanzigsten Jahre heiratete mein Vater ein Mädchen aus dem Schulkreise Nideltobel. Dieser Ehe entsprossen innerhalb zehn Jahren fünf Kinder, von welchen ich das mittlere war. Das jüngste starb bald nach der Geburt, das älteste, ein Mäd­chen, Betheli, starb in seinem dreizehnten Jahre an Blutarmut. Einen Tag vor seinem Tode flocht es meine ersten langgewachsenen Haare in Zöpfe, welche alsdann von der Mutter abgeschnitten und zum Andenken an die Verstorbene aufbewahrt wurden, sodaß sie noch heute in meinem Schreibtische liegen. Meine beiden andern Geschwister waren Brüder, von welchen der ältere Kaspar, der jüngere Jakob genannt wurde.

Der um vier Jahre ältere Kaspar besuchte die tägliche Schule, wovon ich oft hörte, äußerst begierig, zu erfahren, was die Schule für ein Ding sei. Ich durfte denn auch einmal nach langem Bitten mit Kaspar hingehen. Das Schulhaus stand drüben in Frühblumen und der Weg dahin führte über die Tosa, deren Ufer nur durch zwei auf einer Seite flach behauene Tannenbäume verbunden waren, deren dünne Enden in der Mitte des Flußbettes zusammenreichten und dort lose auf einem erhöhten Steine lagen, während durch die Wurzelenden je ein Pfahl in den Wuhrboden getrieben war. Wenn dann die Tosa stark anschwoll, so wurden die beiden Bäume vom Steine weggespült und blieben längs den Wuhrseiten hängen, bis das Wasser sich soweit gesetzt hatte, daß sie wieder auf den Stein gehoben werden konnten. Über diesen Steg führte der Weg in die Schule. Dieselbe fand ich schon beim ersten Besuche so sehr nach meinem Geschmacke, daß ich, als Kaspar folgenden Tages meine Begleitung verbat, so lange bei der Mutter anhielt, bis sie mir er­laubte allein hinzugehen, mir die gestrichelte Zipfelkappe aufsetzte und auch auf dringendes Verlangen einen «Lobwasser» herunterreichte, damit ich, ein Buch unterm Arme, einem Schüler ähnlich sehe. So zog ich meines Weges und gelangte auf den Steg, gaffte in das fließende Wasser, meinte, der Steg fließe mit, trat ihm nach und patsch spritzte es auf, ich schwamm in tiefster Strömung. Ein unfern dem andern Ufer stehender Schlossergeselle bemerkte mein Un­glück und holte mich schon Bewußtlosen heraus. «Lobwasser» und Zipfelkappe waren dahin, keineswegs aber die Lust am Schulbe­such, so daß ich noch dreimal, bevor derselbe für mich obliga­to­risch wurde, bei gleicher Veranlassung in die Tosa stürzte.

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