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«Hörʼ, Hansli, der Stern ist wahrlich mein, fragʼ nur meine Mutter.»
Ich schüttelte den Kopf: «Deine Mutter weiß es nicht.»
«Doch, sie weiß alles; hörʼ Hansli, laßʼ mir doch den Stern, ich brauche ihn, ich kann ihn nicht weggeben. Gelt, Hansli, Du läßest mir ihn?»
Die Bitte Schanglis war so rührend, daß ich trotz der hohen Schätzung meines Anteils an dem prächtigen Stern die Verzichtleistung auf denselben aussprach. Schangli merkte, wie nahe es mir ging, und trat mir zu etwelcher Entschädigung seinen ganzen Vorrat von Nüssen ab, der freilich während des Ringens im Grase größtenteils verstreut worden war.
Als wir zurückkamen, hatten die Mütter uns schon eine Weile mit Schmerzen gesucht. Schanglis Mutter insbesondere jammerte, daß ihr Büblein so lange draußen im Nachttau geblieben, was ihn ja krank machen könnte.
Mehrere Tage später, während welchen es viel geregnet hatte, nahm mich die Mutter abends nach ihrer Gewohnheit in den Stall, damit ich, während sie die Kühe molk, meine Gebetlein hersage. Ich saß dabei auf der Schwelle der Stalltüre, das Gesicht ins Freie gewendet. Die Sterne schimmerten wieder hell und ich suchte unwillkürlich Schanglis Stern. Ich glaubte, ihn gefunden zu haben, als plötzlich eine Schuppe von der fixierten Stelle fiel, worauf mir seltsamerweise auch der Stern entschwunden war. Das überraschte mich so sehr, daß ich mich selber im Gebete unterbrach, mit dem Ausrufe: «Nein, o Mutter, Schanglis Stern ist herunter gefallen!» Die Mutter lächelte und ermahnte mich, beim Beten ruhig zu sein, ich dürfe nicht an etwas anderes denken. Ich aber brachte es nicht aus dem Sinn und behelligte sie noch mit mannigfachen Fragen und Anreden. Schanglis Stern erglänzte von neuem in den Träumen der Nacht, aber auch der Fall wiederholte sich. Am Morgen kam die Mutter an mein Bettlein und weckte mich mit der Trauerkunde: «Hansli denkʼ, der Schangli ist gestorben! Gestern Abend ist er verschieden. Betʼ für den Schangli, daß er ein Engelein werde.» Ich betete inbrünstig für den verstorbenen Freund. Am nächsten Abend sah ich durch Tränen wieder nach dem Firmamente und, o Wonne, ich sah den Stern schöner und heller glänzen, als je. Und unaussprechlich freute ich mich für den Schangli, von dem die Mutter tröstend sagte, daß er jetzt auf seinem Stern daheim sei.