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Mein Sehnen, die Schule täglich besuchen zu dürfen, wurde erst im siebenten Jahre erfüllt. Vorher aber lernte ich unter mütterlicher Anleitung so fertig lesen, daß der Schulmeister mir das sogenannte Namenbüchlein, welches ich vorschriftgemäß mitbringen mußte, lachend wegnahm und mir dagegen ein Lesebüchlein anwies. Ich wurde von meinen Mitschülern, die unter Schweiß und Tränen von einem Ziel zum andern rückten, als ein Wunder angestaunt und beneidet, und meine Beihülfe, die ich oft aus Langeweile, oft aus Mitleid anbot, wurde niemals verschmäht.

Das Schulhaus war ein loses Brettergebäude, durch dessen Wandfugen der Wind jeweilen scharf pfiff. Im Hausgange stand man wie in unserer Küche, auf Gottes bloßer Erde. Die Schultische bestanden aus rohgezimmerten Brettern, in welche für die Füße auf die allereinfachste Weise Löcher gebohrt waren. Die Schüler saßen ohne Klassenordnung, meist Geschwister bei Geschwister oder Nachbarskind bei Nachbarskind. Der Schulmeister war ein munterer Greis, der als Jüngling das Schneiderhandwerk erlernt, sich aber in der Folge nicht als Freund von Nadel und Bügeleisen bewährt hatte, dagegen seiner netten Handschrift und guten Singstimme wegen zum Schulmeisteramte befördert worden war, falls es nämlich eine Beförderung genannt werden konnte, mit sechzig Gulden jährlichen Einkommens Schulmeister geworden zu sein. Die Schneiderei betrieb er jedoch später nebst der Schulmeisterei wieder, weil er eine zahlreiche Familie zu ernähren hatte. So pflegte er auch während der Unterrichtsstunden stets eine Näharbeit bei der Hand zu haben, sintemal das Schulzimmer zugleich als Wohn- und Arbeitszimmer für seine Familie diente. Die Schulmeisterin, so weit es ihr die häuslichen Geschäfte gestatteten, spann Seide, ja, ich höre noch jetzt den wehmütigen summenden Ton ihrer Spindel, der die halben Tage hindurch ertönte. Im Keller, unmittelbar unter dem einfachen bretternen Fußboden, war der jüngste von des Schulmeisters Söhnen, doch immerhin schon ein Dreißiger, mit Weben beschäftigt, dessen Ladschläge die allgemeine Rührigkeit vermehren halfen. Felix, so hieß der Sohn, kam manchmal zur Erholung in die Schulstube herauf, die Schirmkappe im Genick und ein erdenes Tabakpfeifchen im Munde, eine recht possierliche Figur, besonders weil der Felix uns allemal freundlich anzulächeln pflegte, was namentlich mich oft hellauf lachen machte.

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