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Unendlich erhabener erschienen mir die Christoph Schmidschen Geschichten von Rittern, Räubern, biderben Förstern und ehrlichen Untertanen, aus denen auch Susanna sich willig erzählen ließ. Doch, da sie einmal zugegen gewesen, als unsere Väter die Wahrheit der Geschichte des «Heinrich von Eichenfels» in Frage stellten und im allgemeinen meinten, derartige Geschichten seien nur von Studenten ersonnen, die noch nichts besseres zu leisten im Stande wären, so ward mir Susanna mit ihren Zweifeln in der Folge sehr lästig und ich schluckte ihrem Gesichtchen zu lieb manchen bitteren Ärger still hinunter. Als sie jedoch dieselben Zweifel gegen meine liebste Geschichte, gegen «die Beatushöhle», aufwarf, da geriet ich so in Eifer, daß ich ihr mit strengem Wort es freistellte, entweder ihre Äußerung zurückzunehmen oder unsere Stube zu verlassen. Sie zog letzteres vor, wußte aber ihrem Lärv­chen einen Ausdruck zu verleihen, der mir das Behagen an meiner Superiorität meisterlich versalzte.

Es dürfte nun bald scheinen, als hättʼ es mir an literarischen Ergötzungen ganz und gar nicht gefehlt und wäre mir allezeit ein Bibliotheklein auserlesener Sachen zur Verfügung gestanden. Dem war aber leider nicht so; ich besaß nur zwei kleine Büchlein eigen, alles übrige mußte ich geliehen zu bekommen suchen und was ich dabei für Not hatte, das weiß nur ich und der liebe Gott. Die Leute waren sehr ungefällig gegen den kleinen Knirps und es kostete manchmal Tränen, bis man mir den Reutlinger Artikel für ein paar Tage überließ. Dasselbe war z. B. der Fall, als ich die Spur zur «Beatushöhle», welche ein Schneiderjunge besaß, gefunden hatte. Es war an einem Wintersonntagnachmittag, als ich den glück­lichen Besitzer aufsuchte, der, als ich kam, eben selber in dem teuern Büchlein las. Ich brachte mein Anliegen vor, allein der flegeljährige Junge sah mich spöttisch an und meinte, was ich denn nur davon verstehen könnte, der ich noch nicht größer sei als ein Elggermannli (ein unter diesem Namen bekanntes Backwerk in menschlicher Gestalt)! Ich bat, es auf die Probe ankommen zu lassen, worauf der Junge einging; nachdem ich aber meine Sache befriedigend abgemacht, bemerkte er, er selbst sei noch nicht ganz mit dem Lesen zu Ende, falls ich indessen darauf warten möge, so habe er nichts dagegen, doch dürfe ich nicht in der Stube verweilen, weil er es liebe, beim Lesen allein zu sein.

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